Katholischer Pflegeverband

Durchschaffen bis ins Grab

Könnte so ein Slogan heißen für Pflegefachkräfte in der heutigen Zeit. Genauer gesagt für uns „Babyboomer“ Jahrgänge, denn wir sind es, die im Augenblick noch den ganzen Betrieb aufrechterhalten.

Die Babyboomer waren schon vom ersten Tag immer „Viele“: bei der Geburt, im Kindergarten, in der Schule, in der Ausbildung, im Studium, im Arbeitsleben und später in der Rente.

Später in der Rente sehen wir uns plötzlich wenigen Pflegefachkräften gegenüber. Die Pflegefachkräfteimporte aus dem Ausland können das klaffende Loch leider nicht stopfen. Also was tut man? Oder was macht die Politik dann immer, es wird etwas verlängert – nämlich unsere Lebensarbeitszeit – wir dürfen später in die Rente gehen um den geplanten unerwarteten urplötzlichen Personalnotstand abzufedern. Was tut man uns an!

Nach den vielen Jahren der Schichtarbeit, können wir noch den Anforderungen in den Einrichtungen standhalten? Eines kann nicht genommen werden – unser Fachwissen! Aber wie können die geschundenen Körper im Alltag so eingesetzt werden, damit alle was davon haben?

Ok, unsere abnehmende Schnelligkeit sollte durch technische Errungenschaften aufgehalten werden.

Ja, wir brauchen vielleicht noch ein Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone für Sprachen, die wir nicht kennen und unsere Englischkenntnisse nicht weiterhelfen.

Wie viele Pflegekräfte dann auf den Stationen arbeiten vermag ich nicht zu sagen – hoffentlich mehr als bisher. Mehr deswegen, weil wir ja nicht mehr so Belastungsfähig wie früher sind und den Helfern eine erfahrende Kraft zur Seite gestellt werden müssen.

Technische Hilfsmittel für uns stehen dann in den neuen Umkleidekabinen: Ein Fach mit unseren Alltagkleidern und nebenan unser körperangepasstes Exoskelett, aufgeladen und mit Stationskoordinaten versehen, damit wir sicher auf unsere Station kommen ohne uns im 1000 Betten großen regionalen Zentralkrankenhaus zu verirren. Auch unsere Vorlieben für Süßes, Kaffee und Zigarettenpausen im Hinterhof hat er gespeichert, damit wir nicht verloren gehen. Es kennt auch unsere Sprachvorlieben. Aber wehe, wenn der Zentralcomputer abstürzt, ja wo laufen sie dann!

Was sagen dann die Patienten in der Zukunft zu diesen neuen Verhältnissen.

Sie werden begeistert sein, wir bekommen mehr Zeit für den Patienten, auch das lagern, transferieren und mobilisieren gelingt dann noch viel einfacher – es ist ja die starke Frau und der starke Mann, der auch einen Schwächeanfall beim Gehen auf dem Gang „auffangen kann. Kleiner Nebeneffekt: das Bett beziehen wird leichter: das Exoskelett mit uns als Inhalt hebt den Patienten an und das Bett kann ohne Hektik frisch bezogen werden.

Eines könnten diese Skelette noch beobachten, wie halten wir „Alten“ das mit den Expertenstandards und anderen Vorschriften in der Einrichtung, wenn wir den „Weg“ der Erfahrung einschlagen wollen obwohl dies den „vorprogrammierten“ Vorschriften entgegensteht? Werden wir dazu gezwungen den „vorprogrammierten“ Weg trotzdem zu gehen oder haben wir einen „Notausknopf“?

Einfach toll!

Wir die „Bewegten“ könnten auch noch eines verlangen, zu unserer Rente, die wir erhalten bekommen wir noch den vollen Lohn für unsere Arbeit. So geht Mitarbeiterzufriedenheit!

Da bleibt noch die Sache mit dem Schaffen bis ins Grab, mit dem Exoskelett können wir bis zum letzten Atemzug arbeiten und dann schafft uns das Exoskelett, nachdem es unseren Tod beim Arbeiten festgestellt hat, direkt in die Prosektur, werden dort „umgepackt“ in den Sarg und können später beim Bestatter oder in der Kirche von den Angehörigen und KollegInnen beweint werden.

Ich glaube, diese Vorstellung der zukünftigen Arbeit wird noch viele Jahrzehnte dauern. Oder der Not gehorchend wird es ganz schnell gehen. Eines steht aber fest, das digitale Zeitalter hat dann Einzug gehalten und wir Babyboomer tuen Gutes.

Ernst Olbricht

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