Katholischer Pflegeverband

40 und 1 - Vom stillen Abschied der Personaluntergrenzen oder der Profit zählt

Eine Gesundheits- und Krankenpflegerin berichtete mir, dass sich ihr Krankenhaus nicht mehr um die Personaluntergrenzen schere.
Dort sei die Klinikleitung der Überzeugung, dass die Abschläge, die die Klinik zahlen muss, wenn Untergrenzen nicht eingehalten werden, nicht so gravierend sind, aber die Erlöse aus den mehr Patienten erheblich größer sind. Deshalb wird auf der dortigen Unfallchirurgie die maximale Bettenzahl von 40 plus einem „Flurbett“ den Mitarbeitern zugemutet.

Auch in dieser Klinik gibt es Personalmangel. Pflegefachkräfte werden zu zusätzlichen Diensten gedrängt und Leiharbeiter nicht die erhoffte Erleichterung bringen.
Rein Kaufmännisch kann dieses Unterwandern der Untergrenzen sicherlich gerechtfertigt werden. Die Abschläge werden zwischen Klinik und den Kostenträgern „Vereinbart“. Schon das Wort zeigt, es wird auf oberster Ebene wie auf dem orientalischen Basar gehandelt das sich die Balken biegen. Können „Vereinbarungen“ der Weg sein oder braucht es klare Sanktionen wie Strafzahlungen, die nicht als Betriebsausgabe abgezogen werden können, sondern diese Gelder aus anderen Töpfen kommen müssen.
Am besten wäre es der Geschäftsführer muss es aus seiner eigenen Tasche zahlen.
Ja, bei Sanktionen wie den Strafzahlungen bei Verstößen zur Datenschutzgrundverordnung haben es die Verantwortlichen kapiert, weil sie selber zur Verantwortung gezogen werden. Weitergedacht könnte es auch heißen, wenn es richtig teuer wird, dann achte ich als Verantwortlicher diese Ordnung.
Dies sind nur die kaufmännischen und strafrechtlichen Betrachtungsweisen. Aber wie sieht es bei den Kolleginnen und Kollegen auf diesen Stationen aus. Es kommt eine gewisse Verbitterung zu Tage. Auf schön gestaltete Gesetze und Verordnungen von der Politik ist kein Verlass mehr, der Frust ist vorprogrammiert. Dies ist Politikverdrossenheit!
Weiter muß auch an die Patientensicherheit gedacht werden. Langsam muss jedem klar werden, dass bei weniger fachlich ausgebildeten Pflegefachkräften die Sterblichkeit der Patienten steigt. Dies nehmen die Verantwortlichen billigend in Kauf beim heimlichen Ausstieg aus den Personaluntergrenzen.
Das Vertrauen der Bevölkerung schwindet dann immer mehr in das vielgelobte deutsche Gesundheitswesen. Pflegekräfte brauchen genügend Kolleginnen, sichere und verlässliche Arbeitsbedingungen, die oberhalb dieser „Personaluntergrenzen“ anzusiedeln sind.
Es bleibt noch die Frage, wo den der Betriebsrat bei dieser doch grundlegenden Betriebsveränderung bleibt? Es müsste doch einen großen Aufschrei in diesem Gremium gegeben haben. Wer ist stärker?
Deshalb, liebe Verantwortliche geben sie diesen Weg auf, er führt ins Verderben einer Klinik. Auch sollte sich die Politik überlegen, wie Sanktionen wirklich aussehen sollten. Nicht ein paar „Groschen“, sondern wirklich mind. 6 bis 7 stellige Beträge. Die DSGVO könnte als Beispiel dienen.
Dies wäre ein gutes Zeichen für Pflegefachkräfte, um zu sagen hier geht man gut mit uns um.

Ernst Olbricht